Wer trägt die Verantwortung für das Sterben in Gaza?

Der palästinensische Dichter Mosab Abu Toha postet gestern aus dem Gaza-Streifen folgenden Post, der mich dazu bewegt hat den darauf folgenden Beitrag zu verfassen:

Egal, wie ich es drehe und wende, und egal wie sehr mit formalen Definitionen argumentiert wird, oder wie historische Vergleiche gezogen oder erzwungen werden.

Ich komme mit Blick auf die aktuellen Ereignisse in Nahost immer zum selben Ergebnis:

50 % der moralischen Rechnung dieses unbeschreiblichen Massenleides gehen auf das Konto der Hamas.

Weitere 50 % gehen auf das Konto der Regierung Netanyahu.

Beide Seiten wussten und wissen sehr genau, was sie tun, wem sie wie viel Schmerz und Demütigung zufügen, was für Gegenreaktionen sie provozieren.

Sie wissen.

Darum tragen sie Verantwortung.

Und sie wissen, dass sie mit ihren Methoden nicht erfolgreich sein werden, wenn ihre Ziele die sind, die sie öffentlich vorgeben.

Die Hauptverantwortlichen auf beiden Seiten werden vermutlich nie vor einem irdischen Gericht dafür stehen müssen.

Milliarden von Menschen im christlich, islamisch und jüdisch geprägten Kreis der Welt – sie waren trotz Jahrzehnte langem Reden und Handeln nicht imstande diesen Menschen dieses unbeschreibliche Leid zu ersparen, das jetzt schon biblische Ausmaße annimmt.

Waren sie denn gewillt dazu?

Obwohl sie die Mittel hatten.

Obwohl sie das Wissen hatten.

Obwohl sie die Macht hatten.

Selbstbeweihräucherung: Wie edel wir sind! Wie fromm wir sind!

Selbstvergottung führt nun zur Hölle auf Erden.

Ich hoffe und bete darum, dass die kosmische Gerechtigkeit all dies, was vor unserer aller Augen geschehen ist und geschieht, nicht vergessen wird.

Und ich bete darum, dass die Vernünftigen im christlich, islamisch und jüdische geprägten Kreis der Welt eines Tages stärker sein werden als die Irrsinnigen.

Nein, dass sie jetzt schon, heute stärker sein werden.

Stärker als die von sich Überzeugten, als die mit der Selbstüberschätzung, als die, für die Nation und Religion nur Hass und Verachtung auf andere bedeutet.

Ich habe keine Zeit zum Hassen, weiß auch nicht wie man vernünftig hassen kann.

Ich möchte einfach, dass die Vernünftigen dieser Welt den brodelnden Hass, der blind macht für den verdinglichten Anderen, in sich aufnehmen, in sich zum Schmelzen bringen, ihn verschwinden lassen, nicht mehr nach Vergeltung rufen lassen…

Um das Master-Narrativ umzuschreiben, das uns die Irrsinnigen und Überzeugten dieser Welt als die letzte Wahrheit aufzuzwingen versuchen.

Ihr werdet den Zweifler nie bekehren – der schlaflose Nächte und schmerzendes Herz bekommt bei der Frage:

„Und was ist, wenn mein Gegner doch teilweise im Recht ist?

Was ist, wenn ich selbst Teil des Problems bin, das ich zu lösen versuche?“