Die Türkei braucht einen Wechsel – und ich eine offene Aussprache über Erdoğan und Gülen

Ich habe mich schon länger nicht mehr zu Themen der türkischen Innenpolitik und auch der innertürkischen Verhältnisse in Deutschland geäußert. Grund dafür sind (ich habe es im Nachhinein abgezählt) fünf ernüchternde Feststellungen. Zum einen habe ich akzeptiert, dass ich durch politische Postings aus der Distanz nichts bewege, aber dafür Freunde verliere, die es offensichtlich beängstigend finden, wenn jemand aus dem religiösen Milieu nicht die darin vorfindlichen Mainstreammeinungen kritiklos übernimmt und – besonders schlimm – dies auch noch öffentlich herumposaunt. Zum anderen habe ich mit wachsender Erschütterung festgestellt, dass so gut wie alle türkeibezogenen ideologischen Richtungen, mit denen ich zu tun hatte, ihr eigenes Volk und darunter vor allem uns Deutschland-Türken emotional, finanziell und zeitlich maximal auszubeuten bereit sind, aber, sobald es um maßgebliche Entscheidungen geht,  absoluten Gehorsam gegenüber den von Eigeninteressen gelenkten Entscheidungen von Menschen einfordern, für die wir nur nützliche Idioten mit besonders gut integriertem Außenbild, eine ideologisch leicht mobilisierbare loyale Basis, oder einfach nur Abschaum mit Minderwertigkeitskomplexen sind. In jedem Fall sind wir für diese austauschbare Verbrauchsware. Viele Fehler in der Publizistik „hier unten“ (massiv emotionale Kampfesreden gegen einen „Gegner“ ohne ausreichende Recherchen vorweg) entstehen allein aufgrund einer nicht oder spät durchschauten eigenen Loyalität gegenüber Strukturen und „Autoritäten“, die diesen Namen längst nicht mehr verdienen. Ein dritter Grund ist, dass meine öffentlich artikulierten Kritiken zu Türken oder auch zu Muslimen im Allgemeinen zu oft nicht von den eigentlichen Adressaten aufgenommen und diskutiert werden – also von den vielen intelligenten und selbstkritischen Muslimen, die ich eigentlich gerne erreicht hätte –, sondern mehrheitlich von nicht muslimischen Nicht-Türken, die meine Themen entweder einfach nur interessiert finden und diese daher wohlwollend mitverfolgen wollen, oder (das eigentliche Problem für mich) für die meine Texte eine willkommene Bestätigung islamfeindlicher, muslimfeindlicher oder türkeifeindlicher Klischees darstellen. Aber genau DAS wollte ich nie fördern. Ein vierter Grund, der im Laufe der Zeit hinzukam, ist Angst. Angst davor, dass Fanatiker mit anderen Meinungen als ich, mir die Worte im Mund herumdrehen, mich denunzieren und damit zum einen mir und meinen Nächsten zur Last werden, und zum anderen, dies zum Anlass nehmen könnten die Themen, für die ich arbeite, zu diskreditieren. Ein fünfter Grund ist, dass ich beruflich mittlerweile mit sehr vielen engagierten und wundervollen Muslimen zusammenarbeite, die ich nicht verletzten möchte, und die es aus Respekt mir gegenüber mir eher nicht sagen würden, wenn sie enttäuscht darüber wären, dass ich mich mit meinen politischen Meinungen öffentlich nicht zurückhalte und dadurch in manchen Fragen womöglich nicht neutral genug auftrete für jemanden, der ansonsten für Vermittlung und Versöhnung stehen möchte.

Aus diesen fünf Gründen verzichte ich lieber darauf meinen Meinungsfreiheit immer und überall voll auszuschöpfen, bis mir ein Weg einfällt, mit dem ich diesen unerwünschten Effekten vorbeugen kann.

Dieser Text ist insofern ein Ausnahme, ja sogar ein Stil- und punktueller Prinzipienbruch.

Warum jetzt dieser Text, dessen These in der Überschrift unmisserverständlich niedergeschrieben ist? Ganz einfach: Am 14. Mai 2023 sind in der Türkei Wahlen. Es kann sein, dass Erdoğan sogleich und das von ihm mühsam errichtete Medien-, Bürokraktie- und Wirtschaftsimperium allmählich gehen werden.

Es kann aber ebenso gut auch sein, dass Erdoğan bleibt und seine Macht noch mehr zementieren wird.

In jedem Fall möchte ich noch vor den Wahlen und noch bevor Erdoğan evtl. geht (oder auch nicht) zum Ausdruck bringen, dass ich der Meinung bin, dass Erdoğan auf demokratischem Weg abgewählt werden und somit das Präsidentenamt freigeben sollte, damit der türkische Staat die Chance bekommt wieder in Sachen Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, Freiheitlichkeit und Fachexpertise der Verantwortungsträger zu einer halbwegs erkennbaren Normalität zurückzufinden. Erdoğan und sein Machtapparat haben den gesamten moralischen Kredit islamischer Vertretungsansprüche über Jahre aufgebraucht. Sie haben nicht einmal erkannt, welch beschämende Rolle sie beim Erstarken von Deismus und Agnostizismzus in der jungen Generation haben. Etliche loyale Anhänger in seiner unmittelbaren Umgebung sind durch ihn sehr reich geworden (viele von diesen werden im Gegensatz zur loyalen Basis abspringen, wenn Erdoğan verliert). Mit Luxus und Prunk ist das AKP-Establishment auf dem besten Weg genau jene zu imitieren, die sie einst immer verachtet hatte: reiche, fette Öl-Scheichs, die sich als Vertreter Gottes auf Erden sehen und zugleich poltisch extrem pragmatisch und wendig sind, und die zudem in ihrem Leben alles Materielle nachholen wollen, was ihren Vätern verwehrt blieb. Dem System Erdoğan ist es seit über zehn Jahren nicht mehr gelungen irgendein anderes Argument zur Konsolidierung seiner Basis zu finden als das Schüren von Angst und Hass auf alle „anderen“ (definiert als diejenigen Türken, die Erdoğan ablehnen, angeblich wegen seiner muslimischen Identität), sowie auf alle, die die AKP verlassen haben, weil sie nicht mehr für die ursprünglichen Werte konservativer Demokraten steht, sondern die Türkei immer mehr und mehr in eine illiberale Demokratie mit einem arroganten, verbal und politisch aggressiven und selbstgefälligen Herrscher an der Spitze gemacht hat. Ja: Die AKP und Erdoğan können vieles auch gut, z. B. bauen und bauen lassen, oder symbolträchtige Spitzentechnologie für das Militär fördern. Ja: Erdoğan ist ein exzellenter Redner, ein authentischer Ideologe und er hat eine dramatische Lebensgeschichte zu erzählen, die mich auch heute noch beeindruckt. Ich höre mir auch heute viele seiner Reden interessiert an. Er ist eben nicht nur Populist und Demagoge, sondern eben auch jemand, der etwas verkörpert, das viele Türken bewegt. Und ja: Auch ich glaube, dass der 15. Juli 2016 kein „Theater Erdoğans” war, sondern eine echte und ernst zu nehmende Bedrohung, die erfolgreich abgewehrt wurde, und in die eine fanatische Teilgruppe (eher klein, aber elitär und mächtig) der Gülen-Gemeinde, aber auch andere Interessengruppen (welche? wie groß?), involviert waren (die genaueren Hintergründe werde wir evtl. nie erfahren). Zugleich glaube ich, dass die offizielle Version trotzdem unterkomplex und merkwürdig selektiv ist. Darum kann ich mich dafür nur bedingt begeistern oder gar mein Türkei-Ethos darauf aufbauen. Da ist meiner Meinung mehr passiert als ein „verzweifelter letzter Putschversuch der Gülenisten“. Aber ich weiß immer noch nicht, was genau. Ferner: Die PKK war, ist und bleibt eine Gefahr für die Türkei, die  im Rahmen völkerrechtlich legitimer Selbstverteidigung nicht nur, aber auch mit militärischen Mitteln bekämpft werden muss – im Unterschied zu kurdisch-nationalistischen Parteien wie der HDP, die in ihren extremen Ausprägungen politisch gemäßigt werden muss, aber dabei ohne die vernünftigen Stimmen darin zu ignorieren. Dazu hat die Partei eine viel zu große Basis und es wäre nicht klug diese auszuschließen (die AKP selbst hat bis vor wenigen Jahren vorgemacht, wie pragmatisch der Umgang mit solchen tendenziell extremistischen Parteien aussehen kann. Darum kauf ich ihnen ihre moralisierende Kritik an Annäherungsversuchen zwischen der HDP und der restlichen Opposition heute nicht ab). Aber trotz all dem Gesagten muss ich resümierend auch feststellen: Eine positive Deifinition türkisch-islamischer Identität, die ohne Populismus und arroganten Überlegenheitsansprüchen bei gleichzeitig sehr dürftiger kultureller und wissenschaftlicher Substanz auskommt, ist man „da oben“ uns allen schuldig geblieben. Viele sehen das Erdoğan nach, weil er viele innere und äußere Krisen schultern musste, und bleiben loyal. Ich respektiere das. Ich habe mich aber dagegen entschieden, weil ich nicht der Meinung bin, dass „Dankbarkeit“ für „gute Taten“ unser Verhältnis zu Politikern sein sollte, sondern kritische Begleitung und moralische Strenge nach oben: Politiker sollten Angst und Respekt vor dem Wähler haben müssen und nicht umgekehrt.

Ich bin zwar kein Wähler. Aber als Türkeiliebhaber und als Mensch, viel vielen Bezügen zur türkischen Kultur und zur türkischstämmigen Community, beschäftigt mich das trotzdem sehr:

Ich habe eben neben meiner deutschen und muslimischen auch eine türkische Teilidentität.

Und auf die bin ich manchmal verdammt stolz.

Ich sage all dies hier, damit ich mir selbst für den Fall, dass Erdoğan abgewählt wird (was durchaus sein kann), im Nachhinein nicht den Vorwurf machen muss, dass es nun sehr gemütlich und opportun ist Erdoğan zu kritisieren, während ich mich davor still verhalten habe.

Themensprung:

Auch möchte ich jetzt schon zum Ausdruck bringen – gesetzt dem Fall, Erdoğan als Hauptgegner der Gülen-Gemeinde geht –, dass ich unabhängig vom Wahlergebnis der Überzeugung bin, dass die Gülen-Gemeinde mit ihrer bisherigen intransparenten und vielgesichtigen Struktur und dem Machtwahn der “Abis” weiter oben überwunden werden muss – aber nicht durch eine justizferne Verfolgung von irgendwie mit der Gemeinde assoziierten Personen, wie es der türkische Staatsapparat seit vielen Jahren auf teils leider sehr skrupellose Weise gemacht hat (fast jeder Türke hat im Verwandten- oder Bekanntenkreis mindestens eine zu Unrecht geschädigte Personen, über die aber öffentlich nicht geredet werden darf), sondern durch schonungslose echte Aufklärung und differenzierte (!) Anklagen – vor allem durch ihre eigene Basis, die trotz zahlloser Skandale und Fehltritte in den höheren Rängen immer nur gegen Erdoğan scharf gemacht wurde, aber nie den Raum bekam die Führungsriege der Gülen-Gemeinde vor ein zumindest mal moralisches Tribunal zu stellen und zu verurteilen. DAS war für mich persönlich als langjähriger Beobachter (und einst der Gemeinde sehr wohlgesonnener Mensch) das eigentliche Ende der Gemeinde. Um diese Aussagen besser einordnen zu können: Es gibt genau drei Dinge (ich habe es mehrmals abgezählt), die die Gülen-Gemeinde meiner Meinung nach als Gemeinde noch sinnvoll und mit NACHHALTIGER WIRKUNG tun kann und sollte: (1) Fürsorge und Einsatz für die Rechte von mit der Gemeinde assoziierten Personen, die zu Unrecht die letzten Jahre über verfolgt und entrechtet wurden, (2) gleichzeitig eine öffentliche und schonungslose Aufklärung der zahlreichen Machtmissbräuche, die im Namen der Gülen-Gemeinde insbesondere in den speziellen Einheiten der Gemeinde in den innersten Eingeweiden des türkischen Staates, aber auch bei der Verwaltung und Veruntreuung interner „Kassen“ etc. oft ohne jedes Mitwissen der Basis begangen wurden und eine ebenso schonungslose Offenlegung der Schuld, die eine sehr mächtige Minderheit der Gemeinde, trägt. Nimm zu allem Kritisierwürdigen noch das dogmatische und ebenso furchtbare „abilere itaat“-Prinzip hinzu („Gehorsam gegenüber den Abis“ – es hatte nach 2016 an Ansehen eingebüst, aber es erweist sich als erstaunlich zäh gegenüber zaghaftigen Autonomiebemühungen der Basis), und schon wären wir auch schon bei einer Kritik an der internen Struktur der Gemeinde. Konkret (3) sollten die besonnen Köpfe der Gülen-Gemeinde menier Meinung nach ihre gesamte Kraft bündeln und sich selbst, d. h. die Machthierarchie der Abis bis ganz nach oben ein für alle mal auflösen. Damit die vielen wundervollen Idealisten und vorbildliche Muslimen in dieser Gemeinde, die ich persönlich kenne und an deren Integrität ich mehrheitlich nicht zweifle, und deren einzige Schuld es war selbst an die Integrität der Abis und ihrer „Strategie“ vor allem in der Türkei zu glauben, endlich das machen können, womit die Gemeinde mehrere Jahrzehte ihre Umgebung belogen hatte: nämlich sich endlich wirklich unabhängig, autonom und lokal in den Dienst von Bildung, Dialog und der Pflege eines verfeinerten islamisch-religiösen Lebens zu stellen. Und sich nebenbei ungestört inspirieren lassen können von Personen oder Büchern ihres Vertrauens, ohne dabei deren Herrschafts- und Auserwähltheitsansprüche über sich ergehen lassen zu müssen (Aus meiner Hitliste: „Die Existenz dieser Gemeinde ist der Grund dafür, warum der Weltuntergang noch nicht hereinbricht“). Erst dann könnten sich die seit einiger Zeit wieder zunehmende Tätigkeiten im Umfeld der Gemeinde in der Öffentlichkeit wieder zeigen lassen, ohne vom Gros der (vor allem) türkischstämmigen Muslime sofort pauschal abgelehnt oder gemieden zu werden (oder ist das auch schon zu optimistisch?). Dann müssten auch Personen, die hier und da in diesem Umfeld tätig waren oder sind, dies nicht als bleibenden Makel in ihrer Biografie mit sich herumschleppen. Solange aber all dies nicht erfüllt ist, wird es auch nie möglich sein, dass die Gemeinde langfristig für etwas anderes steht, als für „Feindschaft gegenüber Erdoğan“. Dann wird es aber auch nicht möglich sein, dass Muslime außerhalb der Gemeinde von den darin ebenfalls vorhandenen intellektuellen und islamischen Ressourcen vernünftig und unbeschwert profitiere können (bis vor ca. 15 Jahren ging das noch sehr gut). Erst recht ist so eine „Repräsentation des Islam“ in der Öffentlichkeit nicht denkbar: Es ist in keinster Weise ein langfristig weiterführender Erfolg nur deshalb punktuell geschätzt zu werden, weil man Feind des Feindes ist. Und selbst dem „interreligiösen Dialog“ kann man nur schaden, wenn die Vokabel hier und da als Synonym einer Gemeinde verstanden wird, von der ihre einstigen politischen Verbündeten seit Jahren schon felsenfest behaupten, dass sie eine große Bedrohung für die innere Sicherheit aller (!) Staaten darstellt. Alleine schon aus diesen pragmatischen Gründen würde ich, wenn man mich fragen würde (man fragt mich zwar nicht, aber egal), der Gemeinde empfehle nur in die drei genannten Projekte zu investieren, da alles andere absolut nicht nachhaltig ist und von Realitätsferne zeugt.

Eigentlich hatte ich vor Jahren schon eine viel ausführlichere Auseinandersetzung mit den hier genannten Punkten geplant, da ich in alle Richtungen über die Jahre sehr viel recherchiert und nachgedacht habe. Denn die hier etwas unvermittelt in einer Ramadan-Nacht von mir kritisierten Personen bzw. Systeme haben mich vor längerer Zeit auf die eine oder andere Art für eine Zeit – überwiegend positiv, wie ich finde – bewegt und inspiriert.

Aber geblieben ist nun Enttäuschung, die ich zum ersten Mal seit langem mal wieder öffentlich aussprechen wollte.

Ich hoffe, ich habe nun nicht viele neue Menschen verletzt und gedemütigt.

Falls doch: Dann bitte ich euch um Nachsicht.

Und keine Sorge: Ich werde bestimmt so bald nicht mehr so einen Text schreiben (Gründe siehe ganz ganz oben im Text).

Dies ist aber auch kein Versprechen: Wenn mir danach ist, dann schreibe ich einen.

Es fällt mir nicht leicht all dies zu schreiben.

Aber ich schulde mir das – als jemand, der vor vielen Jahren mal die einen und mal die anderen in der Öffentlichkeit auf naive und teils auch offensive Weise in Schutz nahm. Und sich heute nun den Vorwurf macht, dass vieles vielleicht anders oder gar besser gekommen wäre, wenn ich und hunderte, oder gar tausende anderer Leute wie ich den Mund vor vielen Jahren schon laut genug aufgemacht hätten, als man von verschiedenen Seiten begann unsere Identität und unsere religiösen Gefühle für eine an sich unislamische Agenda zu instrumentalisieren.

Und ich schulde mir das, weil viele Menschen, die ich kenne, durch die Einwirkung der hier zitierten Systeme bleibende Schäden persönlicher oder psychologischer Art erlitten haben. Die einen sind von Hass und Verachtung für ihren Mitbruder kaum zu bremsen (und halte das auch noch für eine Tugend, die sie überall wild herumposten). Die anderen sind ausgebrannt nach Jahre langer Ausnutzung durch ein System, das ihnen alles versprach, aber ihnen nur die Krümel der Großen ließ.

Hakan sagt: Gebt euer Leben und eure vielleicht letzten jungen Jahre nicht für solche Sachen her!

Bildet euch, gründet Familien, studiert eure Geschichte und Religion.

Und werdet zu genau jenen Muslimen, die die anderen immer versprochen, aber nie voll ermöglicht haben: Kompromisslos in Fragen der Gerechtigkeit, unstillbar in ihrem Durst nach Wissen und Erkenntnis, humane Visionäre nicht nur für die „eigenen Leute“, sondern für alle Menschen nah und fern, und gefüllt von Liebe zu Allah, seinem Gesandten und zu allen Geschöpfen…

Schaut, dass ihr euren Kindern schöne Geschichten von Liebe und Hoffnung zu erzählen habt – ohne „Autoritäten“, die höchstens die Totengräber unserer geistigen Kultur sind.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich musste einfach mal wieder innerlich aufräumen.

Und die bevorstehenden Wahlen waren jetzt ein Anlass für mich um noch vor evtl. neuen Machtverhältnissen  (oder auch nicht) zu sagen, was ich denke und fühle.

Meine Kritiken richten sich nicht primär an Einzelpersonen, sondern an Systeme und kollektive Abgrenzungsnarrative.

Es sind die Großen, die uns über Jahre belogen und kaputt gemacht haben.

Sie haben den Traum einer Aussöhnung der türkischen Milieus, aber auch der Religionen und Kulturen für eine lange Zeit zerstört oder zumindest getrübt.

Darum sollen sie nun alle gehen, in Frieden.

Zugleich: Ich habe kein Interesse nun eine Dauer-Kritik-Schleife zu beginnen. Dazu ist einfach die Zeit zu schade. Und es hindert daran die eigenen Themen zu entwickeln.

Ihr könnt alle so bleiben, wie ihr wollt.

Ich mag euch trotzdem, weil ich euch verstehen kann (auch wenn manche mich jetzt vielleicht weniger oder gar nicht mehr mögen. Keine Sorge, ich komme schon klar damit.)

Aber hoffentlich seid ihr alle stark genug mich mit meiner Meinung anzunehmen, auch wenn ihr mir vielleicht nicht zustimmt, oder denkt, dass ich vieles oder alles falsch dargestellt habe.

Ich habe es so dargestellt, wie ich es sehe.

Ich kann mich irren.

Ich kann aber auch Recht haben.

Wenigstens habe ich nicht erst gestern angefangen über diese Themen nachzudenken.

Politik muss wieder zu einem gewöhnlichen Thema neben anderen werden.

Ich möchte alle Politiker, Parteien und Gemeinden nach Herzenslust kritisieren dürfen, ohne zuvor nach rechts und links schauen zu müssen.

Politik darf nicht mehr zum Grundstein eigener Identität werden.

Kurzum: Es breche nun endlich das Zeitalter der Kleinen und Übersehenen an.

Ohne tabuisierte Symbolfiguren, ohne Identifikation mit Regierungs- oder Oppositionsparteien, oder mit anderen Machtzentren, während wir alle ein eigenes Gehirn und eine eigene, individuelle Verantwortung vor Allah haben…

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