Gedankensplitter über Himmel, Erde, und das dazwischen
am Donnerstag, 03 Januar 2013. Geschrieben in Inspirationen, Philosophie, Theologie
Das ist aus meinem Twitter-Experiment herausgekommen. Ich habe immer dann geschrieben, wenn mich etwas beschäftigt hat: Bei der Arbeit, beim Nachdenken, beim Nachrichtenlesen, beim Abgammeln - die Reihenfolge lautet: je weiter unten, umso älter. Man bedenke, dass Tweets auf Twitter auf 140 Buchstaben beschränkt sind. Here we go:
1. Der effektivste Weg den Islam zu beleidigen: Allen sagen, dass man ein Moslem ist, und sich anschließend benehmen wie ein Gorilla.
2. Religion: Nicht Enttäuschung über das, was uns fehlt, sodern Dankbarkeit für das, was uns bleibt..
3. Religion: Nicht Enttäuschung über das, was uns fehlt, sodern Dankbarkeit für das, was uns bleibt.. (Oh, das war eine Wiederholung merke ich gerade...)
4. Religion: Nicht wissen, was Gott ist, sondern wissen, wie man sich zu ihm verhält. Das Verhalten definiert die Beziehung, nicht das Wissen..
5. Denken: Sich im Raum der Gedanken orientieren. Gedanken: Gegenstände unseres Geistes. Unser Geist: Der Boden, an dem sich der Spaten biegt..
6. Kann man denken, ohne sich innerlich an einem imaginären Publikum orientieren zu müssen? Andererseits: Kann man überhaupt ohne andere denken?
7. Wann hat man so viele Menschen um sich herum, dass man wieder alleine ist?
8. Wann ist etwas so schlecht, dass es nicht mehr toleriert werden darf? Ist es rational kontrollierbar, wann diese Bewertung kippt?
9. Medyamiz: hükümet falan Fidan cemaat kavga baris Öcalan kavga hükümet hüküMit hükümaat hükümerc hercümerc - baska plakiniz yok mu gardas!!
10. Twitter heute Nacht: Stotter-Laberflash. Oder: Kurze Rede langer Sinn. Türkçe Twitter'e daha müsait. Türkisch ist für Twitter besser geeig:(
11. Wie viele Türken, die sagen, Türken und Kurden seien Geschwister, können nur einen Satz Kurdisch? Also: Kurdisch Lernen für den Frieden!
12. Ist Gott eine erste, eine gelegentliche, oder eine ständige Ursache? Wenn letzteres gilt, dann liebt Gott die Harmonie und die Mathematik...
13. Trotz Fehlern bei Muslimen: Würden Muslime je Karikaturen von Jesus&Moses zeichnen, um die Geduld gläubiger Juden&Christen zu provozieren?
14. Paradox wie das meiste im Leben: "Ich sehne mich nach einem Führer, aber ich hasse es geführt zu werden..."
15. Überlieferung bei Musa b Uqba (d.758n.Chr.): Die Quraysh nötigten Juden zum Anschlag gegen den Propheten - eine Jüdin rettete sein Leben.
16. Charlie Hebdo gehört sicher nicht zur islamkritischen Rechten - aber letztere versteht sich nun mal als Obermissionar im Dienste von sowas.
17. Toleranz ist nur gegenüber etwas möglich, dass man zum Teil ablehnt - darum verwechsele man Toleranz nicht mit vollständiger Bejahung.
18. Der Beitrag der islamkritischen Rechten zur Aufklärung: Vom "Ich denke, also bin ich" zum "Ich beleidige, also bin ich". Hut ab!
19. Das GG gewährleistet Meinungsfreiheit auch für idiotische Positionen. Darum verwechsele niemand das Nutzen von Freiheit mit Aufgeklärtsein.
20. Eine neue Karikaturenkrise raschelt im Busch (Charlie Hebdo). Kritik durch Muslime: Ja! Ausschreitungen: NEIN! Passend: http://www.andalusian.de/index.php/blog-kategorien/item/koranische-hinweise-zum-umgang-mit-provokateuren …
21. Dummheit bedeutet: Verweigerung von Selbstkritik und Lernbereitschaft bei gleichzeitigem Bestehen auf Verantwortung und Macht.
22. Genialer Höhepunkt einer Diskussion über das Woher der Tangens-Funktion: "Der Tangens ist einfach nur ein Knopf auf dem Taschenrechner."
23. Yılbaşını atlayıp doğrudan yeniyıla başlarsak evrenin düzeni mi bozulur acaba?
24. Warum kann man Sylvester nicht einfach überspringen und mit Neujahr weitermachen? Alles Gute für 2013 und auch sonst, hayirli yeni yillar...
25. Eben wieder den Islamkritiker R. Giordano gelesen. Mein Lernzuwachs trotz Bauchkrämpfen: Hass füllt jede Argumentations- und Wissenslücke...
26. Hello World! Jemand sagte mal, dass sich das Wesentliche immer kurz und bündig sagen ließe. Mal sehen, ob das stimmt.
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Kommentare (10)
" 13. Trotz Fehlern bei Muslimen: Würden Muslime je Karikaturen von Jesus&Moses zeichnen, um die Geduld gläubiger Juden&Christen zu provozieren? "
Nein, das ist in dem Fall aber auch keine große moralische Leistung, weil Jesus und Moses muslimische Propheten sind. Antisemitische Karikaturen und christenfeindliche Propaganda ist in der islamischen Welt übrigens keine Seltenheit.
Viele Christen würden es begrüßen, wenn die Muslime sich aufs Schreiben und Zeichnen verlegen und die archaischeren Formen der "Kritik" hinter sich lassen könnten.
Sich gegenseitig umbringen und dabei lauthals über Diskriminierung zu klagen, kommt aber auch gut an.
Ernsthaft, die Leute lachen sich ins Fäustchen und zählen mit.
Den Westen verdammen; aber Raketenschirm und Panzerlieferung begehren - wegen der extremistischen Nachbarn.
Die Leute klatschen sich auf die Schenkel und fragen, was der erste Schuss kosten darf.
Wegen des hohen allgemein-bildnerischen und vorbildlich Lehrstück-haften Charakters der jüngsten Assad-Rede habe ich diesen bedeutsamen Beitrag zur interkulturellen Dialoggeschichte einmal live durchkommentiert von #1374-#1384
Batta=Baschar
http://blog.zeit.de/joerglau/2012/12/13/syriens-endspiel-hat-begonnen_5819/comment-page-172#comments
@ Bandar & Ella
Sie beide sprechen wichtige und wunde Punkte an - aber eine allgemeine Frage, die vorweg zu klären wäre, lautet: Inwieweit darf zur Beurteilung der Richtigkeit lokaler Ereignisse und Entscheidungen global aufgerechnet werden? Oder: Wonach bemisst man, wer verantwortlich ist für den Mist, der woanders passiert? Oder: Wieviel kollektivistisches Denken und Schlussfolgern ist verträglich mit dem Primat des Individuums? Man findet immer ein Kollektiv, der man Individuen oder Bevölkerungsgruppen zuschreiben kann. Und das ist das Problem: Aus dem gleichen Bekenntnis, der gleichen Staatsbürgerschaft etc. folgt noch keine Haftbarkeit.
Ich meine, dass es möglich sein muss z. B. die Beleidigung des Propheten des Islams zu kritisieren ohne erst das wahrlich beschämende Problem der Diskriminierung von Christen in der islamischen Welt gelöst haben zu müssen, da das durchaus zwei paar Stiefel sind, die nicht zum selben "Game" gehören. Blöd und offen kollektivistisch wirds freilich, wenn jemand nur noch hinschaut und schimpft, wenn etwas gegen "seine" imaginäre Mannschaft geht.
Damit eine solche Kritik jedoch mehr ist, als ein reiner Gruppenverteidigungsreflex, muss man freilich die gleiche Sensibilität auch zeigen können, wenn in umgekehrter Richtung schlimme Dinge passieren. Vielleicht folge ich hier einem Prinzip der Nähe: Je näher Konflikte beieinander liegen (nicht unbedingt nur räumlich, sondern z. B. auch strukturell), umso mehr muss man sie verschränkt denken.
Wenn sie jedoch kaum eine Verbindung zueinander aufweisen ("islamkritische" Karikaturen richten sich ja nicht gegen die Christendiskriminierung in der islamischen Welt, oder gegen Terrorregimes - schön wärs!), sollte man das nicht zu sehr vermengen.
Je größer die Distanz ist, umso unabhängiger müssen diese behandelt werden - Globalisierung hin oder her. Man muss keine Kollektive herbeireden.
Ein würdiges Ziel für die Zukunft wäre es, dass Menschen unabhängig vom Hintergrund eines Geschädigten und ohne jedes Aufrechnen aufschreien könnten. Dies erfodert eine gewisse Blindheit gegenüber laufenden "Games" und Naivität - und eine gewisse Resistenz gegenüber politischen Zwängen. Es gibt sie, aber es sind noch zu wenige...
Herr Turan, die Fähigkeit, sich über Karikaturen zu ärgern, ohne Gewaltausbrüche zu inszenieren oder gut zu heißen, ist erlernbar.In Deutschland wurde friedlich gegen den Mohammed-Schmähfilm demonstriert.
Der Blick über den Tellerrand offenbart erschreckend anderes.Aber die Maßstäbe, die ich anlege, bleiben die gleichen, wenn es darum geht, Missbilligung zu äußern.Es gibt keinen "Kulturbonus", keinen "Fanatismus-Schonraum".Was in Indien, Pakistan oder Ägypten geschieht,betrachten wir zurecht mit unseren eigenen Augen und bewerten es entsprechend.Das ist die Gegenwart: alles geschieht unter den Augen der Welt.Alles wird von allen jederzeit einer kritischen Prüfung unterzogen.Für Minderheiten, übrigens auch für Muslime in Opposition zu ihren Regierungen und Machthabern, bedeutet die Außen-Wahrnehmung auch Schutz, manchmal der einzige, den sie haben.
@Hakan Turan
Die Aussage vom Balken im eigenen Auge, den man zuerst ziehen sollte, auch wenn man sich von anderen gekränkt fühlt, halte ich für religionsübergreifend urweise.
Gesetzt den Fall ich sei Muslim, dann teilte ich mein Bekenntnis mit denjenigen, die in Ägypten oder Pakistan gegen Christen/ Juden hetzen. Dass ich mich von einem Mohammed-Cartoon beleidigt fühle, und von "uns Muslimen" spreche, zeigt ja meine Zugehörigkeit zu dieser Gemeinde. Man kann ja nicht einerseits eine Beleidigung "der Muslime" anmelden und bei brennenden Kirchen in Ägypten die Existenz "der Muslime" leugnen.
Und die Metapher vom Splitter und vom Balken ist geradezu maßgeschneidert auf das Missverhältnis Cartoon, Film reale Diskriminierung bis Verfolgung.
Es ist ja nicht so, dass hiesige Muslime keinen Grund haben, sich gekränkt zu fühlen von so einem Film oder so einer Karikatur.
Ich finde nur dass eine obkjektive Moral es gebietet, angesichts der tatsächlich zu vielen Ungerechtigkeiten ggü. Nichtmuslimen im Namen des Islam, eine gewisse Zurückhaltung, "Ball flachhalten", eben der berühmte zu ziehende Balken, angesagt wäre. Ich glaube nämlich dass viele Nichtmuslime die häufige Aufregung der Muslime in ausschließlich eigener Sache deshalb als sehr selbstgerecht empfinden. Das wirkt nicht so wie jemand, der es ehrlich meint.
Zu Ihrem Text
"Man findet immer ein Kollektiv, der man Individuen oder Bevölkerungsgruppen zuschreiben kann. Und das ist das Problem: Aus dem gleichen Bekenntnis, der gleichen Staatsbürgerschaft etc. folgt noch keine Haftbarkeit."
Sagt Ihnen der Begriff UMMAH etwas ? Die ja immer von
muslimischer Seite so beschworen wird ?
Falls nicht, hier finden Sie die Begründung, warum man
den Islam/die Muslime in gewisser Weise haftbar macht:
http://de.wikipedia.org/wiki/Umma
Das kann nicht ihr Ernst sein. Der Wikipedia-Artikel eignet sich nicht im Entferntesten für Ihre Argumentation. Auch ist es ein Gerücht, dass die Muslime den Umma-Begriff ständig beschwören würden. Wer den Begriff für sich instrumentalisiert, spricht gerade nicht für die Umma und ist somit selbst schuld. Umma ist ein Begriff für die Gemeinschaft aller Muslime - vergleichbar mit "Kirche", jedoch ohne festgelegte Strukturen und Hierarchien.
Wenn Sie mit diesem Begriff plausibel machen wollen, dass die Muslime von manchen Seiten kollektiv haftbar gemacht werden, na dann gute Nacht Rationalität, Vernunft und Dialog... Für Interessierte hier der Wikipedia-Text aus obigen Link:
"Der islamische Begriff Umma (أمة, DMG Umma, ‚Gemeinschaft‘), manchmal auch Ummah, bezeichnet als Fremdwort in westlichen Sprachen die religiöse Gemeinschaft aller Muslime, eigentlich korrekter auf arabisch al-Umma al-islamiyya / الأمة الإسلامية / al-Umma al-islāmīya, im modernen Arabisch aber auch die Nation und andere (als solche aufgefasste) „Gemeinschaften“. Das religiöse Konzept der Umma steht in Konkurrenz zum in Europa entwickelten weltlichen Konzept der „Nation“, so beispielsweise bei der „arabischen Nation“ (al-Umma al-arabiyya / الأمة العربية / al-Umma al-ʿarabīya).
In vorislamischer Zeit eher ungebräuchlich, taucht das Wort im Koran häufig auf. Das arabische Wort scheint dem hebräischen umma (Stamm, Geschlecht) entlehnt zu sein, das sich möglicherweise aus dem Assyrischen ummanu ableitet. Es ist jedoch auch eine gemeinsame semitische Wurzel möglich.
Seine Verwendung im Koran ist geknüpft an ethnische oder religiöse Gemeinschaften, wie Juden, Christen und Muslime. Später etablierte sich die Bezeichnung für die Anhänger, die Mohammed in Medina um sich versammelte, die sich nicht durch Stammesbeziehungen und Verwandtschaft (asabiyya) definierte, sondern durch ihre gemeinsame Religion. Lange verstand man darunter im Wesentlichen die Glaubensgemeinschaft der Muslime, seit dem 19. Jahrhundert auch die Nation im modernen Sinne. Seit 1967 mit der Niederlage im Sechstagekrieg und dem Beginn des Zusammenbruchs des arabischen Nationalismus gewinnt das religiöse Konzept wieder eindeutig die Oberhand. Im Hebräischen dient das Wort Umma (אמה) als Selbstbezeichnung der sephardischen Juden seit ihrer Vertreibung aus Spanien im Jahre 1492.
Im Gegensatz zur Umma, welche die Gemeinschaft in den Vordergrund stellt, bezeichnet der Begriff Dar ul-Islam (arab: "Das Haus des Islam") das Gebiet, in dem die Muslime die Herrschaft innehaben, im Gegensatz zum Dar ul-Harb (arab: "Das Haus des Krieges") (Hinweis HT: die Konzepte des dar al-islam und des dar al-harb sind später entstandene Konzepte der Rechtsgelehrten, wohingegen umma koranisch belegbar ist..)
Der heute oft gebrauchte Begriff der Islamischen Welt ist hingegen nicht exakt definiert."
"Trotz Fehlern bei Muslimen: Würden Muslime je Karikaturen von Jesus&Moses zeichnen, um die Geduld gläubiger Juden&Christen zu provozieren?"
Wo haben jetzt gläubige Christen eine Mohammed-Karikatur gezeichnet?
Und der Präsident der Islamischen Republik Iran hat doch jetzt seinen verstorbenen Kumpel Chavez mit Jesus gleichgesetzt. Könnte man als Christ auch als Blasphemie verstehen.